Wer hat es nicht schon erlebt: Ein Kind will an der
Supermarktkasse unbedingt noch etwas Süßes und die Mutter erlaubt es nicht?
Schreien und Kreischen seitens des Zwerges sind in vielen Fällen
vorprogrammiert. Man hat in dieser Situation nicht viele
Möglichkeiten: a) Ignorieren und hoffen, dass das eigene Nervenkostüm
mitspielt. b) Den kleinen Terroristen zurechtweisen und damit die Autorität der
Mutter noch weiter untergraben. c) Etwas für das Kind kaufen, damit es Ruhe
gibt und damit negativ in die Erziehung eingreifen, obwohl man selbst für den
Moment Ruhe hat.
Oder ein Beispiel aus einem Einrichtungshaus: Man schlendert
durch den Bereich für Fenster und Vorhänge, als es anfängt, aus der Plissee-Ecke
zu brüllen. Man schaut und sieht: Ein Kind hat einige zusammengerollte Markisen
umgeworfen (keine hübschen Markisen, daher eigentlich nicht schlimm) und wurde
von Mutter und Plisseeberater bös angeschaut und ausgemeckert, dass es doch
einfach mal ruhig stehen bleiben sollte.. Das reichte dem Nachwuchs, um den
Aufstand zu proben. … Meine Theorie ist ja, dass das Kind Aufmerksamkeit
wollte, die es für einige Minuten nicht bekam
Mich persönlich nervt es sehr, wenn sich Erwachsene
unterhalten und Kinder immer lauter werden, weil sie Aufmerksamkeit wollen. Wie
hieß es früher? – "Wenn der Kuchen
redet, hat der Krümel still zu sein!". An sich ein blöder Spruch, der
jedoch sehr plastisch die Hierarchie innerhalb eines Erziehungsgefüges
darstellt. Was mich dabei aber zum Denken anregt und auf das Beispiel vom
Beginn zurückgeht: Darf man als Fremder Kinder erziehen? Darf man den Eltern
oder dem Kind sagen, was sich gehört und was nicht?
Ich denke, ja. Schluss mit Schmusepädagogik. Vorbei die Zeit
der absolut freien Entwicklung. Immerhin heißt es Gesellschaft und nicht
„Individueller Zusammenschluss vieler Menschen, in der jeder tun und lassen
kann, worauf er gerade Bock hat.“